Eine Entdeckung ist die Auffindung dessen, was schon vorhanden, aber noch nicht bekannt war, .....

 

Hier finden Sie Entdeckungen zur Geschichte von verloren gegangen und wieder gefundenen Körperwärmespendern, vorwiegend aus der Spurensuche. Dies sind meist Recherergebnisse zu Anfragen von Sammlern oder Besitzern von Körperwärmespendern, die über die historischeGeschichte ihrer Exponate mehr wissen wollen.

Gleichzeitig wird das Wissen um die kulturhistorische Geschichte der Körperwärmespender ergänzt, auch erweitert und für die Nachwelt festgehalten.

 
¤ Sprüche aus früheren Zeiten
Die Füße warm, den Kopf halt kalt, dann wirst Du hundert Jahre alt!

Den Kopf halt`kühl, die Füße warm, das macht den besten Doktor arm!

Halte dein Fuß warm, deinen Kopf kühl, dein Herz fröhlich und grüble nicht!

diese, vor Jahrhunderten schon geprägten Sprüche lassen vermuten, das es "Fußwärmer" eine mittlerweile ausgestorbene Gattung von sogen. Körper-Wärmespendern, schon vor langer Zeit gegeben hat.
 
¤ Rund um die gute alte Wärmflasche
 
¤¤ Wärmflaschen aus Bunzlauer Keramik, ungewöhnliche Formen.
Während meiner langjährigen Sammlertätigkeit war ich immer wieder fasziniert von den vielfältigen Formen, Modellen und den vielen unterschiedlichen Materialien aus denen Wärmespender hergestellt wurden.
Vor allem aber von den scheinbar bauartbedingten unterschiedlichen Methoden die angewendet wurden um die Wärmesteine "aufzuladen", Wärmflaschen mittels heißem Wasser zu erwärmen oder die noch aufwendigere und z.T. auch gefährlichere Methode Wärme- oder Glutpfannen mittels glühender Holzkohle zur Wärmeerzeugung zu verwenden.
Mittlerweile darf als sicher angenommen werden, das sich die Modelle und Formen die mit der Enstehung der Handwerksberufe durch die Handwerker, in diesem Falle durch die Töpfer, an die in der Steinzeit entdeckten Urformen anlehnten.
Es gibt einige Wärmflaschen-Modelle die von der über Jahrhunderte hinweg verwendeten Urform deutlich abweichen. Erkennbar ist daraus, das die damaligen Handwerker sich in ihrem Metier auskannten und ohne physikalische oder sonstige Grunkenntnisse durchaus in der Lage waren ihre Produkte weiter zu entwickeln.
Über diese Entwicklungsphase des Handwerks gibt es keine Erkenntnisse.
Obwohl für die Zeit vor der Erfindung des Buchdrucks im 15. Jhdt. durch J. Gutenberg keine schriftlichen Aufzeichnungen über Wärmflaschen vorliegen kann davon ausgegangen werden, das nach Erfindung der langsam drehenden  Töpferscheibe, etwa 6000 v.Chr. Tonflaschen von zylindrischer Form damit hergestellt wurden. Diese wurden sicherlich nicht nur zur Aufbewahrung und Transport von Flüssigkeiten benutzt, wie man es von den Amphoren kannte die schon in der Antike als Speicher- und Transportgefäß verwendet wurden, sondern wohl auch als "Wärmflasche" genutzt.
Bedingt durch die zylindrische Form und damals noch unbekannter Verschlußtechnik hatte die Tonflasche den großen Nachteil  das sie bei ihrer Verwendung als Bett-Wärmflasche nicht nur durchs Bett rollte, sondern bedingt durch den durch das eingefüllte heiße Wasser und den dabei auftretenden Innendruck undicht wurde.
Über die damals verwendeten Flaschenverschlüsse liegen keine Informationen vor, vermutet werden kann jedoch, das ab dem 2. Jhdt. n. Chr. Verschlüsse aus Kork verwendet wurden. das bedeutet jedoch nicht das damit die Flaschen wirklich abgedichtet werden konnten. Meistens wurde ein mit einem Leinenläppchen umwickelter Holzpflock oder ein zu einem Pfropfen geformtes Lederläppchen als Flaschenverschuß verwendet.
Erst mit der Erfindung des Bügelverschlusses (1875) konnten Ton- und Glasflaschen zuverlässig abgedichtet werden.


Eine von den Urformen abweichende Form wurde erst vor kurzer Zeit "entdeckt" - insofern, da bisher über die volkskundliche Bedeutung der Wärmflaschen aus Bunzlauer Keramik nichts bekannt war.
Die ungewöhnliche Form dieser, auch in meiner Sammlung vorhandenen Wärmflasche, hat mich veranlasst die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte zu erforschen. Ich erinnerte mich daran, das beim Besuch des Sammlerfreundes Rudolf Hansch vor einigen Jahren, Hansch besitzt m.W. mit über 350 Exponaten die wohl größte (private) Wärmflaschensammlung, ich dort einige Exponate der mir als "Bunzlauer Keramik" bekannten Wärmflaschen gesehen hatte. Es stellte sich sogar heraus, das Hansch nicht nur Wärmflaschen aus Bunzlauer Keramik besaß, sondern eine Vielzahl von weiterem Gebrauchsgeschirr aus Braunware. Zu meinem Erstaunen berichtete er mir, das er gebürtiger Bunzlauer sei und daraus sein besonderes Interesse herrühre. Damit nicht genug, verwies er auf Literatur

Die Bunzlauer-Keramik-Wärmflasche ist eine halbkugelförmige Wärmflaschen aus glasierter, brauner Keramik mit einer am Ausguss befestigten Trageöse. Die Ausgussöffnung wird mit einem Korken oder, wie es früher üblich war mit einem, mit einem Leinenlappen umwickelten geschnitzten Holzpflock verschlossen. Auch wurde ein aus einem Lederlappen hergestellter Pfropfen verwendet.
Irgendwo hatte ich gehört, das es sich bei dieser ungewöhnlichen Form um Wärmflaschen aus Bunzlauer Keramik handeln soll.
Die Bestätigung wurde im Bestandskatalog des Germanischen Nationalmuseums: Bunzlauer Keramik im Germanischen Nationalmuseum [1] , gefunden.
In der aus 635 Exponaten bestehenden Sammlung Bunzlauer Keramik befindet sich nur eine Wärmflasche.

Wfl


31 Wärmflasche
Anonym, Deutschland, 1. Hälfte 20. Jh.
Hochgebrannte Irdenware, freigedreht, Flachboden mit mittelfeinen
schlaufenförmigen Abschneidespuren von der langsam laufenden
Scheibe, schulterständiger Bandhenkel gezogen und angarniert,
H. 140 mm, Dm. 227 mm.





Dekor: innen und außen schokoladenbraune mattglänzende Lehmglasur; Boden unglasiert.
Dunkelbeigefarbener Scherben, wenig mittelgrobe Magerungsanteile (Quarz) erkennbar.
Lit.: Späth 1985, S. 79 Abb. 21. Inv. Nr. Ke 391/11405

U.a wird in der Einleitung erwähnt:
"Deshalb kann man beim gegenwärtigen Kenntnis- und Forschungsstand von einer als Typus beschreibbaren, eigenständigen "Bunzlauer Keramik" erst ab Beginn des 17. Jahrhunderts sprechen. Seit dieser Zeit wird - allerdings mit einem Traditionsbruch 1945 - bis heute in Bunzlau/Boleslaviec Keramik produziert. Damit ist die zeitliche Dimension bestimmt, die sich - zumindest partiell - auch an den Beständen des Germanischen Nationalmuseums manifestiert."
 
Quellenhinweis:

Bedwarmers Puzzle & Answers (Waterpig)

Kristine Späth: Töpferei in Schlesien,
Bunzlau und Umgebung
SILESIA Folge 23
Publikationen der Stiftung Kulturwerk Schlesien
Begründet von Alfons Hayduk
Herausgegeben von Eberhard G. Schulz,
Dieser Band wurde vom Herausgeber redaktionell bearbeitet
Das Layout besorgte Sonia Burghart
2.Auflage 1981,  1979 by Kristine Späth
Delp`sche Verlagsbuchhandlung KG, München 40
Delp-Druck, Bad Windheim
ISBN 3-7689-0172-6

 
[1] Konrad Spindler: Bunzlauer Keramik im Germanischen Nationalmuseum,
Bestandskatalog. Der Band erschien zur Ausstellung "Guter Ton aus Bunzlau - Bunzlauer Geschirr im  Germanischen Nationalmuseum" (30. Sept. 2004 - 27. Febr. 2005), Verlag des Germanischen Nationalmuseums, Nürnberg 2004, ISBN 3-936688-03-6


Der Bunzlauer Kreis an Bober und Queis, Ein Heimatbuch,
2. völlig neu bearbeitete Auflage 1964 (512 S.)
Oberstudienrat Dr. Zobel †, bearbeitet von Karl Springer,
Hrsg: Bundesheimatgruppe Bunzlau in Siegburg,
Grenzland-Druckerei Rock & Co., Groß Denkte/Wolfenbüttel

Weitere Fundstellen:

Weitere Quellen die Aussagen zur die Geschichte nur sehr lückenhaft und unvollständig widergeben, dennoch lesenswert.

Geschichte der Bunzlauer Keramikfabrik in Niederschlesien
Das Keramikmuseum in Boleslaviec (ehem. Bunzlau)
Oberlausitzer Keramik
Deutsches Museum; Geschichte der Keramik
Königlich Keramische Fachschule Bunzlau
Bunzlauer Geschichte
Bunzlauer Braunzeug
Original Bunzlau, Sammlermagazin
 
Wikipedia: Keramik 
Tolkemiter Keramik 
 
¤ Wärmesteine, Relikte aus der Steinzeit?
¤¤ Ein Ziegelstein als Fußwärmer? Der Ziegel - ein Wärmestein?
In der volkskundigen Literatur gab es bisher keine zuverlässigen Hinweise über die bereits in der Steinzeit
entdeckten Wärmesteine. Über die wärmespeichernde Wirckung der ebenfalls schon in der Jungsteinzeit
hergestellten Ziegel gibt es ebenfalls keine verläßlichen Aufzeichnungen.
Wärmesteine, gleich welcher Art, waren in Museen und in Sammlungen bis auf wenige bisher nicht
bekannte Ausnahmen, kaum zu finden!Einige, kulturhistorisch besonders interessante Wärmesteine,
wurden vor einiger Zeit im Burgsteinfurter Stadtmuseum entdeckt.
Darunter auch der aus einem Ziegelstein hergestellte, in der Beschreibung als Fußwärmer
bezeichnete Wärmestein.



Fußwärmer, 19. Jhdt.
Ziegelstein mit Samt ummantelt, aufgepolstert,
Henkel und Rand mit Stickbordüre in Petitpoint- Stickerei,
grüne Blätter auf blauen Grund,

Abmessungen: 20 cm x 12 cm x 8cm








Der Ziegelstein war über Jahrhunderte für diejenigen die sich eine kostspielige Wärmflasche oder
eine Wärmpfanne
nicht leisten konnten, die günstigste Möglichkeit ihren Füße, vielleicht auch ihre
Schlafstatt zu erwärmen. Der Ziegelstein wurde im Backofen oder auf dem Herd erwärmt und in
eine mehrlagige Zeitung eingeschlagen um Verletzungen an den scharfen Kanten zu vermeiden
und ins Bett gelegt.
Oft wurde er noch mit einem Handtuch umwickelt, damit die abfärbende
Druckerschwärze die Betten
nicht verunreinigte.
Wer hat wohl diesen kostbar verarbeiteten Ziegel-Fußwärmer benutzt, herstellen lassen oder
vielleicht selbst hergestellt?
War es ein Posamentenmacher (Posamentier, Bortenwirker) der, ähnlich wie die Steinmetze die
für sich, ihre Familien, Freunde und Bekannte oft kunstvoll ornamentierte  Wärmesteine herstellten?
Ein Blick in die Geschichte Steinfurts lässt mit Sicherheit annehmen, das es früher Posamentenmacher
gegeben hat, die sowohl die wohlhabenderen Stadtbewohner als auch den Adel mit ihren kunstvollen
Arbeiten versorgten.
Die Abmessungen des Ziegels lassen keine genaue Bestätigung der Epoche zu in der der Fußwärmer
hergestellt worden sein könnte. Die Abmessungen 20 x 12 x 8 cm treffen weder auf das 1869 eingeführte
Reichsformat noch auf das alte Klosterformat zu.


Quellenverweise:
Posament
Posamenten
Sticken
Bordüre
Steinfurt
Mauerziegel

¤¤ Ein Wärmestein vom Niederrhein, aus Isselburg-Anholt, OT-Vehlingen,
Wer erinnert sich nicht, oftmals mit gemischten Gefühlen, an seine Kindheit in den Nachkriegsjahren und an eiskalte Winternächte? Glücklicherweise sorgte am Abend die Mutter dafür, das die Betten in den ungeheizten Schlafzimmern durch eine Wärmekruke oder einen Wärmestein aufgewärmt wurden.
Wärmflaschen waren in den Nachkriegsjahren ziemlich rar und wer keine zur Wärmflasche umfunktionierte Steinhägerflasche besaß, verwendete stattdessen einen im Backofen erwärmten Ziegelstein. Diese wurden, um Verbrennungen zu vermeiden, in ein grau-blaues Handtuch oder in mehrere Lagen Zeitungspapier eingewickelt.
 
Auf einigen Bauernhöfen im Rheindelta bzw. dem früheren Urstromtal des Rheins, zu dem auch der Niederrhein und unsere Region gehört, wurden Wärmesteine aus Rheinkiesel verwendet, die von den Bauern beim Arbeiten auf dem Feld gefunden wurden.
Ihre schöne, gleichmäßige ovale, runde oder eckige Form erhielten diese vorher unförmigen Gesteinsbrocken, bei ihrer Wanderung im Flussbett vom oberen Rheintal bis in unsere Niederungen.
 
Schon die ersten Handwerker im frühen Mittelalters übernahmen diese natürlichen Formen bei der Herstellung ihrer handwerklich gefertigten Wärmflaschen aus Ton oder Metall. Diese Formen wurden in späteren Jahrhunderten und sogar bis in die heutige Zeit bei der industriellen Herstellung von Wärmflaschen beibehalten.
 
Vor einigen Jahren machte ich Bekanntschaft mit einem Hofbesitzer aus Anholt - Vehlingen, der einen Wärmestein aus Rheinkiesel von seiner Großmutter vererbt bekommen hatte.
  Heute wird er als Wärmestein nicht mehr genutzt,
  jedoch als Erinnerung an die Großmutter weiterhin
  aufbewahrt und ist als Dekoration im Hauseingang
  abgelegt. Dieser Wärmestein ist ein untrügliches
  Zeichen dafür, das natürlichen Wärmesteine noch
  bis Ende des 19. Jahrhunderts gefunden und auf
  Bauernhöfen verwendet wurden!
 
 
Einige Jahre nach dieser Begegnung habe ich versucht den Besitzer des Vehlinger-Wärmesteins ausfindig zu machen, was leider nicht gelungen ist. Jedoch gibt es eindeutige Hinweise, das es diesen Wärmestein tatsächlich gegeben hat.
 
Zuvor lassen sie mich kurz erläutern, warum diese Funde so selten geworden sind, was nicht nur daran liegt, das das Wissen um die wärmespeichernde Wirkung bestimmter (quarzhaltiger) Steine bei der Landbevölkerung verloren gegangen ist, sicherlich auch durch die Mechanisierung in der Landwirtschaft nach dem zweiten Weltkrieg. Durch den Einsatz von immer weniger Personal ergab sich jedoch die Notwendigkeit einwandfreie Bodenverhältnisse zu schaffen um den für den reibungslosen Einsatz der Maschinen störenden Steinbefall zu entfernen.
Der eigentliche Grund ist jedoch, das durch den Rückgang der Hochwassergefahr und durch Deichbaumaßnahmen an den Flüssen, die Hochwassergefahr sehr stark eingedämmt werden konnte.
Denn die häufig auftretenden Hochwasser in den vergangenen Jahrhunderten haben dazu geführt, das die im Boden verborgenen Steine an die Oberfläche gespült wurden, die dann von den den Landbewohnern aufgelesen und als Wärmesteine benutzt wurden.
 
Dies dürfte auch für den Vehlinger-Wärmestein zutreffen, der gem. nachstehendem Bericht nach dem Hochwasser im Winter des Kriegsjahres 1879/71 gefunden worden sein könnte.
 
Als Beleg für meine Behauptung beziehe ich mich auf den nachstehenden Artikel der m.E.eindeutig zeigt das, zumindest in den letzten Jahrhunderten noch natürliche Wärmesteine, wenn auch nur noch vereinzelt, nach Überschwemmungen gefunden wurden.
 
Vortrag, gehalten von S.D. Fürst Alfred zu Salm-Salm in einer Sitzung des Westfälischen Altertumsvereins 1914, erschienen in: „Münsterland“ Monatsschrift für Heimatpflege, Anholtnummer, Jahrg. 6, Bocholt, im Oktober 1919, Heft 10.
 
Fürst Alfred schreibt auf Seite 211:
Wir haben noch Berichte, daß im Jahre 1740 beim Dammdurchbruch bei Flüren das Rheinwasser in den Anholter Schloßgräben und Schloßkellern stand.
Bei einer etwas späteren Überschwemmung strömte es über den Deich zwischen Schloß und Stadt, über den Sie gerade gegangen sind, und noch zu meinen Lebzeiten um 1850 hat es in den Kellern des hiesigen Schlosses gestanden.
In dieses Rheinbett floss die Issel, und auch sie wie ihre Seitenbäche führten zu Zeiten so viel Wasser, dass oft die ganze Umgebung wie ein Meer aussah. Auch ihr Wasser hat öfters in den Kellern des Schlosses gestanden. Noch in meiner Jugendzeit war es eine Ausnahme, wenn in einem Winter nicht alle Issel- und Aawiesen monatelang unter Wasser standen. Die letzte größere Überschwemmung war im Winter des Kriegsjahres 1870/71. Damals stand lange Zeit das Wasser auf großen Strecken der Isselburger-Anholter Chaussee,längs der Sie eben gefahren sind.
Mittlerweile liegen Hinweise über weitere Wärmesteinfunde im Münsterland, im Flussgebiet der Dinkel, vor.
 
BOH, Aug 2013
 
¤¤ Wärmesteine vom Hof König, Wärmesteine aus Terrazzo?
Im Zusammenhang mit den Ergebnissen aus den Nachforschungen zum Burgsteinfurter Wärmestein erhielt ich von der Heimatforscherin Frau Ingrid König Fotos von zwei runden Wärmesteinen die bei Aufräumungsarbeiten auf dem Dachboden ihres Hofes gefunden wurden.
Hof König wurde im Jahre 1932 erbaut. Frau König erinnert sich, das in der Küche des Hofes Terrazzoboden verlegt war, der beim Umbau in den 50er Jahren heraussgerissen und ersetzt wurde. Auch der Spülstein in der Küche sei aus Terrazzo gewesen, auch meint sie sich zu erinnern das noch irgendwo Reste von Terrazzo-Treppenstufen herumliegen.
Die beiden gefundenen runden Steine wurden an ihren Trageringen als Wärmesteine erkannt, wobei man zuerst vermutete sie seien aus Beton gefertigt.

                                             
Wärmestein, Terrazzo, 20. Jhdt.
D= 27,5 cm
H=   4,1 cm
Gew.: 4,5 Kg






Wärmestein

                       Wärmestein, Terrazzo, 20. Jhdt.
                       D= 23,7 cm,
                       H=   3,1 cm,
                       Gew.: 2,5 Kg



Die Auswertung der Bilder durch den hiesigen Steinmetz Detlef Lorei ergab jedoch eindeutig, das es sich nicht um Wärmesteine aus Beton handeln kann. Die Farbe und Körnung der Oberfläche deute eher darauf hin, das die Wärmesteine aus Terrazzo hergestellt sein könnten.

Die grobe Körnung auf der Unterseite läßt vermuten das die Wärmesteine in einer Form gegossen wurden und die Oberflächen, nicht wie bei Terrazzoböden üblich, geschliffen und poliert wurden.
Der Bruch im rechten, kleineren Wärmestein resultiert aus der "Rostsprengung" des eingelassenen Tragerings.

Um darüber mehr zu erfahren, empfahl er mir Kontakt aufzunehmen mit dem früher in Bocholt ansässigen Familienbetrieb Monasso, die seit 1915 im benachbarten niederländischen Aalten ansässig ist.
Fast zeitgleich erhielt ich von Frau König einen Hinweis über die Familiengeschichte der Monasso`s.
Aus der Historie geht hervor, das die Kundschaft sich über ganz Westfalen und die angernzende niederländische Region erstreckte. Sie stellten nicht nur Böden und Steintreppen her, vielgeschätzt waren auch Spülbecken und Futtertröge, die an Ort und Stelle auf den Höfen gegossen und dann in Küche, Milchkammer, Waschküche oder im Stall eingebaut wurden.
Es ist somit durchaus möglich, das die Wärmesteine Anfang des 20. Jhdts. vielleicht sogar auf dem Hof König, hergestellt worden sind.
Die Monassos waren jedoch nicht die einzigen Terrazzoleger die sich in Westfalen um die Jahrhundertwende eine Existenz aufbauten. In Bielefeld gründet ein Mann namens Luigi de Marko im Mai 1901 ein Terrazzogeschäft, im benachbarten Herford betreibt Antonio Corrado seit März 1903 das Steinhandwerk. In Bünde läßt sich im Oktober 1903 der Terrazzoleger Pedro d`Angelo nieder, in Minden 1905 Luigi Colussi, in Bad Oeynhausen 1912 Oswald Beacco.
Nicht auszuschließen ist, das einer dieser Terrazzi Hersteller der Wärmesteine gewesen sein kann.
Werde in der nächsten Zeit versuchen herauszufinden, ob es an den genannten Orten noch Nachfahren dieser Terrazzi gibt, die Auskunft darüber geben können, ob Wärmesteine damals zur Produktpalette gehörten.

Mittlerweile entdeckte Frau König eine weitere vielversprechende Spur, die zu dem in Burgsteinfurt ansässigen Terrazzoleger Aegidius Wisotzki führte. Der heute über 80 jährige hat das Geschäft von seinem Vater Franz übernommen.
Im Adressbuch von Burgsteinfurt 1951 findet man folgende Geschäftsanzeige:

TrrazzoWSTAus einem Eintrag im "abc der Deutschen Wirtschaft" geht
hervor, das Aegidius Wisotzki das Geschäft 1946 von
seinem Vater übernommen hat. Als Firmenanschrift ist die
Schützenstraße 83 in 48329 Havixbeck eingetragen,

lt. persönlicher Auskunft von Aegidius Wisotzki wurde das Geschäft Anfang der 1990er Jahre aufgegeben.
An die Herstellung von Bettsteinen wie er sie nannte, konnte er sich weder bei seinem Vater und auch nicht während seiner Tätigkeit als
"Lieferant bzw. Anbieter von Steinmetzprodukte und Natursteinprodukte" (lt. abc-Eintrag)
erinnern. Auch die Frage ob evtl. Bettsteine für gute Kunden, Nachbarn, Freunde und Bekannte, wie es z.B. bei den Steinmetzen in der Region der Fall gewesen ist, hergestellt worden sind, hat er verneint.
Er erwähnte jedoch, das man damals auch viele Kunden in den Niederlanden beliefert habe. Zudem bemerkte er noch, das sein Vater damals viele italienische Terrazzi beschäftigt habe.

Zu den von Gisbert Strotdrees in seinem Buch aufgeführetne Terrazzolegern aus Bielefeld, Herford, Bünde und Bad Qeynhausen führt noch eine Spur zum Historischen Museum in Bielefeld. Dort befindet sich ein "Konvolut des Terrazzolegers Luigi die Marco, der 1889 aus Italien nach Bielefeld einwanderte". Nachforschungen ergaben jedoch, das es sich bei dem Konvolut nur um Dokumente handelt und keinerlei Hinweise auf besondere Produkte, z.B. Wärmesteine oder Bettsteine enthalten sind.
Weitere Internetsuche nach den Terrazzolegern Antonio Corrado, Pedro d`Angelo, Luigi Colussi und Oswald Beacco waren erfolglos.

Auch wenn z.Z. nicht eindeutig belegt werden kann, ob und aus welchem Grund die Wärmesteine von Terrazzolegern hergestellt worden sind, die Spur also als erkaltet angesehen werden kann, wird die Spurensuche fortgesetzt - die Wärmesteine vom Hof König sind und bleiben ein eindeutiger Beweis - irgendein Terrazzi muss sie ja hergestellt haben!

Quellenverweise:
Fremde in Westfalen -Westfalen in der Fremde
Zur Geschichte der Ein- und Auswanderung von 1200 bis 1950
Gisbert Strotdrees, Landwirtschaftsverlag GmbH, Münster-Hiltrup, 1996,
S 77 - S 81: Der vergessene Italien-Import. Die Kunst der Terazzoleger
ISBN 3-7843-2788-5

Wikipedia: Gisbert Strotdrees   Wikipedia: Terrazzo  GenWiki: Terrazzoarbeiter

Homepage: MONASSO Industriële Toelevering B.V.

Het Monassoboek, Geschiedenis van de famlie in Nederland
 

 

¤¤ Ein Wärmestein aus Burgsteinfurt, aus Gildehauser Sandstein...
Bei meinen Forschungen zur Geschichte der Wärmesteine wurde ich auf das Foto eines Wärmesteins aus Burgsteinfurt aufmerksam gemacht, welches sich im Fotoarchiv des Heimatvereins Vreden befindet und 1970 von Anton Essling, Vreden, (2011) aufgenommen wurde.
 
 
  Er enthält die sehr kunstvoll verzierte und ringförmig,
  teilweise in Blattornamenten, angebrachte
  Gravur: 19.1.1898 FINA ELBERS,

  D= 23,5 cm, H= 6,0 cm,

  Material: Wesersandstein

 
Obwohl auf dem schwarz/weiß-Foto nicht eindeutig zu erkennen, dürfte es sich um einen handwerklich bzw. künstlerisch bearbeiteten Sandstein handeln, der aus Steinbrüchen der Umgebung stammen dürfte.
Durch intensive Unterstützung mehrerer Mitglieder des Heimatverein Burgsteinfurt wurde nicht nur der Wärmestein im dortigen Museum gefunden, sondern auch weitere interessante Daten zu diesem sehr seltenen, aus Naturstein gefertigten Wärmestein ans Tageslicht gebracht.

Beginnen wir mit den eingravierten Personendaten der FINA ELBERS
Maria Josefine (genannt Fina) wurde als 13tes und jüngstes Kind der Eheleute Hermann Heinrich Elbers
(* 3.11.1821, † unbek.) und seiner Ehefrau Maria Anna geb. Hueging (*1.4.1828, † 28.8.1913) am 3.4.1874 geboren.

Sie war verheiratet mit Bernhard Anton Waterkamp (*4.7.1867, † 17.4.1935).
Die Hochzeit fand, laut Kirchenbuch der Pfarre St. Nepomuk in Burgsteinfurt, dort am 22.1.1895 statt.
Das erste Kind, Theodor Waterkamp, wurde am 28.2.1895 geboren, er ist vermutlich 1915, im 1.WK 1914-1918, gefallen.
Fina Elbers starb am 20.12.1932.
Aus der Ehe von Fina Elbers mit Bernhard Waterkamp gingen zehn Kinder hervor, wobei die Tochter Margarete (Grete) * 28.5.1911 als letzte der gemeinsamen Kinder am 19.7.2005 starb.
Keines der Geburtsdaten der weiteren Kinder, Wilhelm 1895, Hermann 1897, Katharina 1899, lässt Rückschlüsse auf einen besonderen Gedenktag zu dem auf dem Wärmestein eingravierten Datum 19.1.1898 zu.
Weiterhin fällt auf, das nicht der Familienname sondern der Mädchenname eingraviert war, obwohl sie seit fünf Jahren den Familiennamen Waterkamp trug.
Der Kontakt zu den gleichnamigen noch lebenden Nachfahren der Fina Elbers erbrachte leider keine weiteren Hinweise auf diesen Wärmestein.
Erfreulicherweise erhielt ich einige Tage nach meiner Anfrage beim Heimatverein Burgsteinfurt die Nachricht, das dieser Wärmestein noch vorhanden ist und im Museumsbestand im Keller der Burgsteinfurter Schule am Bagno aufbewahrt wird!
Vergleicht man die beiden Fotos, das schwarz/weiße Foto aus 1970 und das Farbfoto von heute, ist eindeutig zu erkennen, das es sich um den gleichen Wärmestein handelt, der allerdings gebrochen war und wieder zusammen gefügt wurde.
 Aus der Draufsicht des Farbfotos ist zu erkennen, das an der Bruchstelle zwischen den Blattornamenten mit den Buchstaben „L“ und „B“, der Buchstabe „i“ verschwunden ist.
Im Vergleich zum s/w-Foto dürfte der zwischen den Blattornamenten mit den Buchstaben „E“ und „L“ zu sehende Buchstabe „F“ manipuliert worden sein, indem nachträglich der untere Strich am F eingeritzt wurde.
Das Farbfoto zeigt sehr deutlich die acht Blattornamente, wobei die beiden Ornamente vor dem Namen Elbers, Kreise mit einem Kreuz aufweisen.
Was bedeuten diese Zeichen?
 
 
Die Eingangs erwähnte Vermutung, das es sich um ein Verlobungs- oder
Aussteuergeschenk handeln könnte, dürfte wohl nicht zutreffen.

 
Oder sollen die beiden Kreise Verlobungs- oder Hochzeitsringe darstellen?
 
Die Auswertung des Farbfotos durch den hiesigen Bildhauer, Steinmetz und Restaurator Detlef Lorei ergab, das es sich bei dem Bruch um einen s.g. Rostbruch handelt, der an dem mit Blei ausgegossenen Stift des Halterings aufgetreten ist.
Die rötliche Färbung des Wärmesteins deutet darauf hin, das es sich wahrscheinlich um Gildehauser-Sandstein handelt, der seine helle Färbung durch Wärmeeinwirkung etwas ins rötliche verändert.
Er vermutet, das es sich bei den in den beiden Blattornamenten enthaltenen Kreise (siehe s/w-Foto) evtl. um keltische Kreuze handeln könnte.
Auch ist es zweifelhaft ob es sich wie angegeben um Wesersandstein handelt, da dieser eine mehr dunkelrote Farbtönung aufweist.
Die Nachfrage beim Sandsteinmuseum Bad Bentheim ob es sich um Material aus den dortigen Steinbrüchen handelt, wurde wie folgt beantwortet:

Im heutigen Stadtgebiet von Bad Bentheim wurde seit Jahrhunderten in den Gildehauser und Bentheimer Steinbrüchen (Kuhlen) Sandstein gebrochen.

Auch heute wird Bentheimer Sandstein noch abgebaut, und zwar Gildehaus, das politisch inzwischen zur Stadt Bad Bentheim gehört.

Bentheimer Sandstein ist ein fast reiner Quarzsandstein; er entstand vor rund 135 Millionen (Unterkreide) als Meeresablagerung. Er ist viel härter als der Baumberger Sandstein.

Bentheimer Sandstein wird seit rund 1000 Jahren abgebaut. Er fand und findet als Werk - Baustein vielfältige Verwendung. Es wurden z. B. Jahrhunderte lang Schleifsteine gefertigt; die älteste Erwähnung ist aus dem Jahre 1486 dokumentiert.

Möglicherweise wurden auch Steine als Wärmesteine gefertigt und genutzt. Darüber gibt es - wie bereits erwähnt - keinerlei dokumentarischen Hinweis. Bentheimer Sandstein und der Oberkirchener Sandstein ( Wesersandstein) sind sich sehr ähnlich, nicht nur in der Färbung. Eine eindeutige Zuordnung ist nur durch eine chemische Untersuchung zu erzielen.
Ein weiterer Hinweis, das es sich bei dem Wärmestein um Gildehauser/Bentheimer Sandstein handeln könnte, ergab sich aus einem bei ebay im Okt. 2013 angebotenen "Sandstein als Wärmestein" der mit dem Artikelstandort Bad Bentheim angeboten wurde.

WST_ebay
Der Angebotstext lautete: 
Hier handelt es sich um einen gemusterten Sandstein mit Eisenring aus den zwanzigern, (damit ist wohl 1920 gemeint!) der als Wärmestein gedient hat.
D= 26 cm, H= 3,5 cm,
er weisst an einer Seite leichte Ausbruchspuren auf!


Leider konnte der Wärmestein nicht ersteigert werden, die Nachfrage beim Verkäufer und beim Käufer ob es sich evtl. um ein Erbstück aus einer Bentheimer Familie handelt, verlief negativ.

Besonders interessant ist, das auf der Oberseite des Wärmesteins die gravierten Blattornamente mit dem Burgsteinfurter Wärmestein exakt übereinstimmen.
Ist das der Beweis dafür, das es sich um Gildehauser/Bentheimer Sandstein handelt?


Neben der Frage welcher Naturstein zur Herstellung des Wärmesteins verwendet wurde, wäre die Frage welcher Handwerker oder Künstler diesen Wärmestein hergestellt hat.
Dr. Eichler vom Baumberger Sandsteinmuseum führt zu meiner Anfrage u.a. folgendes aus:
Vom  Foto her würde ich urteilen, dass der Stein nicht Baumberger Sandstein ist, von der farbigen Bänderung her wäre Osning-Sandstein möglich, in diesem Fall wohl Gravenhorster oder Bevergerner Sandstein. Der Osningsandstein ist auf ganzer Länge des Teutoburger Waldes abgebaut worden und hat zumeist den Namen des lokalen Aufschlusses verliehen bekommen.
Hersteller dieser Steine waren m. E. durchwegs Steinmetze. Die geschwungene Schrift und die Ornamentik setzte schon eine entsprechende Berufsausbildung voraus.
Wie Sie ja wissen, wurden in Westfalen zum Wärmen durchwegs die mit heißem Wasser gefüllten Messingkruken verwendet.
Das Verwenden von Bettsteinen habe ich bislang auf zwei Faktoren zurückgeführt: Die leichte Verfügbarkeit eines Steinmaterials (also räumliche Nähe zu Steinbrüchen) und eine hohe Verbreitung des Steinmetzberufes vor Ort. Wo man einen Steinmetzen zum Nachbarn oder auch in der Familie hatte, kam man eher auf den Gedanken, aus Stein alles Mögliche zu machen, wo sonst anderes Material verwendet wurde. Wir haben hier auch zum Gebrauch in der Landwirtschaft Gewichte aus Baumberger Sandstein.

WST_VerspohlWärmesteine scheinen eine absolute Rarität zu sein. Das Sandsteinmuseum hat deren zwei, einen großen mit 30 cm Breite und etwa sechs Zentimter stark, der - wie die Inschrift deutlich macht -  mal ein Geschenk gewesen ist. Warum sonst lässt man damit einen Theodor hochleben?




WST_Vieth

Der schmucklose, 20 cm breite und 3 - 4 cm starke Wärmestein stammt aus einer Steinmetzfamilie.




Beide Steine sind aus unserem heimischen Baumberger Sandstein. Sollte der Burgsteinfurter Stein tatsächlich aus Wesersandstein gearbeitet sein, würde mich das wundern. Hier in der Region kann man mit Baumberger, mit Osningsandstein und mit Bentheimer Stein rechnen.
Aber wenn das nicht eindeutig nachweisbar ist, muss der Stein ja auch nicht Steinfurter Provenienz sein.

Aus den vorstehenden Ausführungen dürfte zu schließen sein, das der Wärmestein von einem Steinmetz hergestellt wurde, jedoch nicht zum allgemeinen Verkauf bestimmt war, sondern wie wir heute sagen würden als "Firmenpräsente" an Freunde, Verwandte, Bekannte und an gute Kunden verteilt wurde.

Bei der Spurensuche nach dem Burgsteinfurter Wärmestein wurde ein weiterer Wärmestein (Hof König) entdeckt, der vermutlich von einem aus Italien eingewanderten Terrazzoleger hergestellt wurde. Ob diese Wärmesteine als reguläre Produkte oder auch als "Präsente" hergestellt wurden, werden die weiteren Untersuchungen ergeben.

 
Heute erreichten uns folgende Literaturhinweise, deren Auswertungsergebnisse in Kürze eingefügt werden!

Bäuerliches Hauswesen und Tagewerk im alten Niedersachsen, Wilhelm Bomann, Erstausgabe 1927,
Quellen:
19.01.2014, Rev.7
 
¤¤ Ein Wärmestein aus dem Münsterland
Wer den heute 78jährigen Wärmespendersammler Günter Holtmann vor fünfzehn oder zwanzig Jahren gefragt hätte, wer die früher von den Menschen benutzten Wärmesteine wohl entdeckt haben könnte, wäre mit einem hilflosen Achselzucken bedacht worden, bestenfalls mit der Bemerkung: Das weiß bisher wohl noch keiner!
Mittlerweile ist die bis zur Jahrtausendwende noch völlig unbekannten Geschichte der Wärmespender dank Holtmanns langjährigen Recherchen etwas aufgehellt aber bei weitem noch nicht vollständig erforscht.
Die wärmespeichernde Wirkung bestimmter Steine dürfte schon in der Steinzeit entdeckt worden sein. Die Menschen damals waren Jäger und Sammler, die in und ausschließlich von der Natur lebten und bei ihren Streifzügen werden sie sich ihre nackten Füße an den herumliegenden, durch die Sonne erwärmten Steinen verbrannt haben, wenn sie im Sommer bei der Jagd durch die Flussniederungen der Urstromtäler zogen.
In der kalten Jahreszeit erkannten sie, bestimmt, dass die Steine mit denen sie ihre offenen Feuerstellen einfassten, die Wärme des Feuers speicherten und das sie dazu nur bestimmte (quarzhaltige) Gesteinsarten verwendet werden konnten.
Um nun diese erwärmten Steine bewegen bzw. transportieren zu können z.B. um sich in einer kuscheligen Ecke der Höhle oder der Behausung daran erwärmen zu können, durften die zu diesem Zweck gesammelten Steine eine bestimmte Größe bzw. Gewicht nicht überschreiten, da damals die sehr kleinwüchsigen Steinzeitmenschen weder Bearbeitungswerkzeuge noch Transportgeräte kannten.
Die ovale, an zwei Seiten abgeflachte Form dürfte als besonders zweckmäßig ausgewählt worden sein, da durch die Abflachung der Wärmestein an der platzierten Stelle verblieb und man z.B an der Oberseite die Füße aufstellen konnte. Dabei blieb es wohl nicht ausschließlich bei diesen Formen, auch andere passende, vom Gewicht und Volumen tragbare Formen wie zylindrische, scheibenförmige oder vierkantige Formen fanden Verwendung.
Diese natürlichen Wärmesteine wurden, neben den in der Eisen- und Bronzezeit „erfundenen“ Feuertöpfe bis zum Mittelalter ausschließlich verwendet, da handwerkliche Berufe sich erst später im Mittelalter entwickelten. Die meisten Menschen im Mittelalter waren handwerklich begabt. Da sich aber kaum ein Bauer teure Geräte zur Verarbeitung von schwierigen Materialien leisten konnte, bestanden die meisten Gegenstände aus Holz, wo nötig aus Metall.
Erst im Spätmittelalter, mit dem Aufkommen und Etablierung größerer Städte, mit dem vermehrten Reichtum, den Modeerscheinungen und den daraus resultierenden gestiegenen Bedürfnissen der Menschen, entstanden speziellere Berufe. Töpfer, Glasmacher, Goldschläger, Zinngießer, Kupferschmiede u.s.w. boten ihre Dienste an.
Noch heute ist an den Formen erkennbar, das die im Mittelalter von Handwerkern hergestellten Wärmflaschen aus Metall oder anderen Materialien auf die Urform der Wärmesteine zurück zu führen sind.
Die natürlichen Wärmesteine, deren Funde durch die Besiedelung stark abgenommen haben, wurden vereinzelt noch bis ins 20. Jhdt. auf dem Lande, vorwiegend bei der Feldbearbeitung gefunden.
Um meine vorstehend aufgeführten Thesen zu untermauern, möchte ich über zwei interessante Funde aus dem Münsterland und vom Niederrhein berichten.
Vor einiger Zeit erhielt ich von einem guten Bekannten aus dem Münsterland einen Hinweis, nachdem ich ihn vorher gebeten hatte mir bei der Suche nach alten Wärmesteinen behilflich zu sein, das er so einen uralten Wärmestein beim Besuch auf dem Hof eines Jagdkollegen gesehen habe.
Dieser hatte den Wärmestein von der Schwiegermutter bekommen, die ihn etwa Ende 1800 oder Anfang 1900 beim pflügen gefunden hatte und, wie damals üblich, mit nach Hause genommen hat, wo der Wärmestein als Bettwärmer viele Jahre verwendet wurde.
Heute genießt der alte Wärmestein, von den Kindern des Besitzer liebevoll verschönert, damit er nicht aus versehen weggeworfen wird, auf der Fensterbank des Wohnzimmers sein „Gnadenbrot“.
 
 
 
 
 
Draufsicht
Untersicht
Seitensicht
Gefunden wurde dieser Wärmestein im Bereich der Düstermühle bei Legden im Münsterland.
Nach Aussagen des Fachmanns, einem bekannten Steinmetz, handelt es sich um einen Sandstein, wobei die bräunliche Farbe auf einen hohen Anteil von Eisen hinweist.
 
Die Form des Steins deutet darauf hin, das es sich um s.g. Lesesteine, nicht um Bruchsteine handelt, die aus Gesteinsbruchstücken entstanden. Die Bruchstücke sind eckig und kantig und werden beim Transport durch Flüsse oder im Meer rundgeschliffen. Das kann sehr lange dauern; Tausende von Jahren, in denen der Stein immer wieder mit anderen zusammenstößt oder vom Wasser über den Grund gerollt wird. Durch diesen Abrieb wird der Stein rundgeschliffen.
Der Wärmestein dürfte in der Eiszeit im Urstromtal zwischen Dinkel und dem Asbecker Mühlenbach angespült worden sein und hat dann Anfang 20. Jhdt. „das Licht der Welt erblickt“

Der extreme Rückgang von Funden „natürlicher„ Wärmesteine ist nicht nur darauf zurückzuführen das bei den Bauern des 20. Jhdts. das Wissen um die wärmespeichernde Wirkung der auf ihren Feldern zu findenden Steine verloren gegangen ist und sie sich schon handwerklich gefertigte Wärmflaschen finanziell leisten konnten.
Den größten Einfluss hat die Technisierung in der Landwirtschaft nach dem II. Weltkrieg und der damit verbundene Einsatz von technisch komplizierten und hochwertigen Maschinen und Geräten mit sich gebracht. Der Einsatz dieser Maschinen machte erforderlich, selbst kleinste landwirtschaftlich genutzte Flächen, nachhaltig von Steinen und Geröll zu reinigen.
Ein weiterer Grund für das ausbleiben dieser Steinfunde ist der, besonders im vorigen Jahrhundert, intensivierte Hochwasserschutz und die dadurch bedingten Deichbaumaßnahmen, die die Überflutung von landwirtschaftlichen Flächen verhindern.
Für den Historiker ist somit der vorstehende Fund von besonderer Bedeutung um die Geschichte der natürlichen Wärmesteine zu vervollständigen!
Um den erwähnten Zeitpunkt des Wärmesteinfundes, Anfang 1900, weiter abzusichern, sind weiter Recherchen bzgl. etwaiger Überschwemmungen oder Hochwasser im Bereich der Dinkel und dem Mühlenbach erforderlich, die bereits eingeleitet wurden. (Erst.:20.09.2013)
 
¤ Vom Erbrecht unserer Ahnen.
 
Nach Sachsen-Recht gehoeren die Waerm-Pfannen oder Waerm-Flaschen
ordentlicherweise nicht zu den Gerade-Stuecken, Lexikon 1754.
  

  Gerade und Heergeräte - Vom Erbrecht unserer Ahnen,
aus: Mitteilungen des Roland, 23. Jahrgang, Heft 1, 1. Januar/April 1938,
von Kustos Dr. Ing. Walther Fischer (Dresden)
         (13 Seiten)     

Ausführlicher Bericht von der Gerade, dann  ferner noch von Heer - Geräthe;
D. Gottfried Barths, Leipzig, bey Thomas Fritschen, 1721, (1266 Seiten)  
    

 ...Grapen des Heergerätes und der Frauengeraden...
aus: Die materielle Kultur in den Lüneburger Testamenten 1323 - 1500,

Dissertationsschrift: Susanne Mosler-Christoph, Einbeck; Göttingen 1998
9. Küchen- und Tischgerätschaften, S. 194 
 
 
¤ Wärmepfannen, was ist das denn....
¤¤ Ist das eine Wärmepfanne?
Für eine Wärmepfanne fehlen einige typische Merkmale! Welchem Zweck es wohl dienen mag?
In letzter Zeit mehren sich auf meiner Website die Anfragen von Menschen die noch im Besitz von alten Wärmesteinen, Wärmflaschen oder Wärmepfannen sind, sie geerbt haben oder aus anderen Gründen in ihren Besitz gelangt sind.
Meistens bitten sie um Informationen zum Verwendungszweck oder wollen einfach nur zur Geschichte ihres oft recht kunstvoll gestalteten Exponates mehr erfahren.
Vor einiger Tagen, Anfang Oktoberwar es, erhielt ich von einer Dame eine Anfrage zu einem Objekt bei dem sie vermutet, das es sich um eine Wärmepfanne handeln könnte.
Das Gerät hatte sie von ihrem Vater erhalten, es befand sich schon seit einem viertel Jahrhundert in ihrem Besitz, ohne das sie wusste welchem Zweck dieses augenscheinliche Haushaltsgerät gedient haben könnte.
Auch der Vater konnte zum Zweck des Gerätes keine Auskunft geben, das er vor vielen Jahren von einer guten Bekannten geschenkt bekam.
Die Bekannte konnte leider nicht mehr befragt werden, in Erinnerung geblieben ist nur, das die Dame in der Nähe von Hamburg gewohnt hat, einige Weltreisen unternahm und von diesen Reisen immer wieder die eine oder andere Antiquität mitgebracht hat.

Schauen wir uns doch mal die Fotos an um herauszufinden, um welches Gerät es sich handeln könnte.

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Wir sehen ein Gerät, welches man durchaus als "Pfanne mit Deckel" bezeichnen könnte.
Es fällt jedoch auf, das die Länge des Stieles (ca. 12 cm) und der Durchmesser der Pfanne (ca 20 cm), keinesfalls den Abmessungen einer (Bett)-Wärmepfanne entspricht!
Was jedoch wesentlich bedeutsamer ist, es fehlen die Aussparungen im Deckel welche die Sauerstoffzufuhr sicherstellen, die bei der Verbrennung von Holzkohle benötigt wird um eine gleichmäßige Strahlungswärme zu erzeugen.

Das verwendete Material, Pfanne und Deckel aus Messing, Handgriff aus gedrechseltem Holz, entspricht durchaus den Materialien aus denen die wesentlich größeren Wärmepfannen hergestellt wurden.


Der äußerliche Zustand läßt darauf schließen, das es nie benutzt wurde oder vom Besitzer gereinigt und poliert wurde!

Auch bei Wärmepfannen findet man, ähnlich wie bei diesem Objekt, das der Deckel mit kunstvoll gestallteten Gravuren versehen wurde.

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Welche Bedeutung hat jedoch auf dem Foto der links zu sehende, kunstvoll  gebogene Haken?
Das, oberhalb des Handgriffes angebrachte herzförmig gestaltete Winkelstück, dient dazu um mit dem Daumen der den Griff umfassenden Hand, den Deckel anzuheben!

Die fehlenden Aussparungen, die Größe des Objektes und der am Deckel angebrachten Haken und Winkel sind untrügliche Zeichen dafür, das das Objekt keinesfalls als Wärmepfanne verwendet worden kann!

 
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Ob die Gravur wohl zur Identifizierung des Objektes beitragen kann?

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Der Zweck, dieses auf dem Deckel angebrachten Winkels dürfte einleuchtend sein! Hiermit wird der Deckel geöffnet! Aber wozu?


Der kunstvoll gestaltete Haken gibt nach wie vor Rätsel auf - oder wissen sie welche Bedeutung er hat?

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Ob dieser Haken wohl dazu dient, den Deckel nach dem aufklappen mit dem Daumen festzuhalten?

Auch wenn wir nunmehr wissen, das das Objekt nicht als Wärmepfanne benutzt worden ist, bleibt für den Geschichtsforscher die Frage ungelöst um welches Haushaltsgerät es sich hier handelt!

Wenn es keine Wärmepfanne ist - was kann es denn sein?

Während der Erstellung diese Berichtes erinnerte ich mich an ein ähnliches Objekt, welches ich für meine Sammlung vor einigen Jahren bei ebay für kleines Geld ersteigert habe. Es wurde aus den USA versandt und war von der Enkelin einer deutschstämmigen Einwanderin als "alte Wärmepfanne" angeboten worden.
Über den ehemaligen Verwendungszweck hatte die Großmutter ihrer Enkelin jedoch keine Informationen hinterlassen. Die Enkelin vermutete wohl, das es in Deutschland wohl eher Jemand geben könnte der sich für dieses Objekt interessiert und es bei ebay.de eingestellt.

Bei der ersten näheren Untersuchung wies das Objekt in etwa die gleichen Merkmale auf, wie das vorstehend beschriebene Exemplar.
Die die angebliche Wärmepfanne glich jedoch mehr einem zylindrischen Topf, statt einer gewölbten Pfanne, außerdem waren auf der Unterseite drei Füßchen angebracht.
Wie das beschriebene Objekt, bestand es ebenfalls aus Messing und war mit einem hölzernen Handgriff versehen.
Die Abmessungen waren in etwa die gleichen wie bei dem vorstehenden Objekt.

Bei diesem Objekt kam mir schon damals der Gedanke, das es sich bei dem Objekt um einen Auffangbehälter für Tischkrümel handeln könnte.
Meines Wissens wurden sie früher in den Niederlanden zum reinigen der schweren, teppichähnlichen Tischdecken verwendet, die man heute vereinzelt noch als sogen. "Tafeltapijt" in vornehm-rustikalen Hotels und Restaurants findet.
 
Als erstes versuche ich nun herauszufinden, wie man dieses Tischgerät bzw. Haushaltsgegenstand früher bezeichnet hat.

Wenn Sie sich fragen, wie man auf so eine Idee kommen kann? Nun, ja, das ist leichter beantwortet als tatsächlich durchgeführt. Darf ich sie sie dabei mitnehmen in die Zeit, etwa Mitte der 1990er Jahre?
Nachdem ich mehr als 25 jahre lang Wärmesteine, Wärmflaschen und Wärmepfannen gesammelt hatte, begann ich mich für die Geschichte dieser vermutlich über viele Jahrhunderte verwendeten Geräte zu interessieren.
Trotz intensiver Suche mit Hilfe des Internets in Bibliotheken, Museen oder evtl. verloren gegangener Geschichtsbücher, vergingen viele Jahre ohne irgendwelche Ergebnisse.
Dabei konnte schon der Eindruck entstehen, das es diese Geräte niemals gegeben hat! Oder hatten die Geschichtsschreiber es nur versäumt dieGeschichte solch banaler Alltagsgeräte aufzuschreiben?


Wie die Handhabung einer Wärmepfanne zu erfolgen hat, fanden wir in einem Lexikon von 1754, (f.f.)
Nachstehend weitere Erläuterungen, u.a. auch zu Wärmepfannen.

 
Wärmesteine, Wärmflaschen und Wärmepfannen werden wegen ihres  eindeutigen Verwendungszweckes heute sinnvollerweise unter der Bezeichnung „Körper-Wärmespender“ zusammengefasst.
Bis zur Jahrtausendwende lagen über diese volkskundlich und kulturhistorisch höchst interessanten Haushaltsgeräte kaum Informationen vor, aus der eine kulturgeschichtliche Entwicklung hätte abgeleitet werden können.
Mittlerweile ist es jedoch gelungen, z. B. die Entdeckung der Wärmesteine in der Steinzeit einigermaßen plausibel nachzuvollziehen.
Die Herstellung von gebrannten Tonwaren ist seit etwa 13.000 v. Chr. bekannt, die Herstellung von Wärmflaschen dürfte wohl erst mit der Erfindung der Drehscheibe/ Töpferscheibe, ca. 3000 v. Chr. möglich geworden sein, vermutlich mit oder nach der Herstellung römischer Amphoren, die aus Ton gebrannt wurden und einen flaschenähnlichen Körper sehr ähnlich sind.
Das heute als Wärmepfanne bezeichnete Gerät war ursprünglich ein Behälter aus Ton oder Metall der mit Holzkohle befüllt wird. Die beim verbrennen der Holzkohle erzeugte Strahlungswärme wurde zur Erwärmung jeglicher Art genutz.
Zum Schutz vor Verbrennungen und Funkenflug wurde der Kohlebehälter mit einem luftdurchlässigen Gehäuse aus Holz oder Metall umgeben, um die Sauerstoffzufuhr für die Holzkohlenglut zu gewährleisten.
Ob es für diese Geräte eine Bezeichnung gab, läßt sich heute nicht mehr nachvollziehen.
Dieser „Behälter mit Schutzvorrichtung“ diente, im Gegensatz zu Wärmesteinen und Wärmflaschen die der direkten und indirekten Erwärmung des Körpers dienten, unterschiedlichen und teilweise auch anderen Zwecken, was durch die unterschiedlichsten Bezeichnungen deutlich wird.
Für diese Geräte finden sich (ab dem 16. Jhdt.) Bezeichnungen wie Feuerschale, Gluttopf, Bettpfanne, Bettjuffer, Stövchen, Feuerkieke usw., was eine Datierung nicht unbedingt erleichtert.
Einziger Anhaltspunkt für eine ungefähre Datierung wäre die Holzkohle, die in der Eisenzeit (ca. 1200 v. Chr.) bei der Verhüttung von Eisenerz „entdeckt“ wurde.
Im Gegensatz zu Holz entwickelt Holzkohle beim Verbrennungsprozess keine bzw. weniger schädliche Gase (Kohlenmonoxid).
Dies Geräte dürften jedoch vor dem Mittelalter „erfunden“ worden sein, was jedoch nur mit Gemälden und Zeichnungen niederländischer Maler belegt werden kann. (08.10.2015)